Mittwoch, 23. Januar 2008

Money Money makes the world go round…

Seit Samstag morgen 07:00 Uhr gehöre ich wieder der arbeitenden Bevölkerung an. Und was für ein Spitzenjob. Ich bin Arbeitskraft eines Contractorunternehmens namens Vincon in Blenheim. Blenheim liegt in der Marlborough Region am Nordende der Südinsel (hat übrigens nix mit dem Maralboro Cowboy zu tun..) und das ist wiederum bekannt für seinen Wein (Guckt mal im Geschäft nach wo’s Aldi schönen Dinge gibt) und seinen Spitzenwein. Und im Wein steckt nach meiner bisherigen Erfahrung net nur Weisheit, sondern vielmehr eine Schweinearbeit! Als Contractor Arbeitnehmer hat man ungefähr genausoviel Rechte wie als Leibeigener, mit dem kleinen Unterschied, dass man abends wieder nach Hause gehen darf. Doch zuerst mal zurück zum Wein. Wo wir Deutsche seit Jahren gerne ausländische Hilfsarbeiter für einstellen wird der gemeine deutsche (oder chilenische oder tschechische) Backpacker (und davon gibt es ja wie ihr bereits wisst eine Menge)hier in Neuseeland eingestellt. Wein ist Arbeit. Diese einfache aber sehr effektive Gleichung wird mir hier täglich klarer, als mir oftmals lieb sein kann. Vielleicht fange ich aber mal ganz vorne an:Nachdem ich Freitags nach dem Frühstück Picton verlassen habe bin ich ins doch dramatisch weit (26km) entfernte Blenheim gefahren. Dort würde man todsicher Arbeit finden hatte man mir schon mehrfach gesagt. Gut, das wollte ich ja. Die Auswahl der Unterkunft konnte auch gleichzeitig Einfluss auf deinen zukünftigen Arbeitgeber haben, dass wusste ich auch schon, also Zeit nehmen und gut auswählen. Gelandet bin ich dann nach einigen Herbergen (insgesamt 3 die mir alle nicht zusagten) , im Honi-B Backpackers. Mit dem Besitzer Carl hatte ich eigentlich schon beim Einchecken besprochen, dass er mir Arbeit besorgt. Untergekommen bin ich dann in einem Haus mit 5 anderen Workern und jeder Menge Tips (mein Zimmergenosse ist übrigens Chilene und spricht kaum drei Worte Englisch!Aber er ist Pfadfinder!!). So z.B. auch dass ich doch meines Glückes eigener Schmied sein sollte und gefälligst selber nach Arbeitgebern suchen könnte. Zum Beispiel im Work and Income Office sowas wie dem Arbeitsamt hier. Dort gibt es sogar eine Mitarbeiterin die sich ausschließlich nur um die Saisonarbeitskräfte kümmert! Während ich dort wartete fiel mir auch schon ein ungewöhnliches Pärchen am Nachbartisch auf: Er Inder, Sie definitiv ein osteuropäisches Erscheinungsbild. Danach folgende Szene: Von Links kommt die Mitarbeiterin: Oh, so many people. Whom to help first? How can I help you (zeigt auf mich). Philipp: That’s pretty easy. I’m looking for work. Mitarbeiterin: That’s even easier; he is looking for workers (zeigt auf den Inder). Ich war mir ja nicht sicher. Hab dann auch im folgenden Gespräch mal ganz klar gesagt ,dass man mit mir nicht den Affen machen kann, meine Austin Referenz ins Spiel gebracht und meinen Arbeitsvertrag unterschrieben ; gut eigentlich nur ein Datenblatt, aber gut. Anfangen sollte ich dann direkt am Samstag morgen.
An besagtem Morgen fand ich mich dann auf dem Supermarktparkplatz ein zusammen mit ettlich Thai’s , Tschechen, Samoen und einigen die ich nicht gleich einordnen konnte. Alles in allem das Paradebeispiel einer Arbeiterkolonne. Wir wurden auch gleich in zwei klapperige, weiße Vans verladen und dann eine halbe Stunde irgendwo in der Gegend herumgefahren. Wohin? Keiner weiß was. Irgenwann stehen wir mitten in einem Weinberg , mittlerweile zusammen mit einer anderen Kolonne, bekommen eine kleine Einweisung und dann brüllt der andere Kolonnenführer (auch Inder, von mir liebevoll „The Guy with the Wipp“ genannt) auch schon los: „Gogopiiiiiplquick!!!“ Was wir da gemacht haben? Ach ja: Wire lifting heißt das Powerworkout für den arbeitswütigen Backpacker: Jede Reihe von Traubenstöcken wächst zunächst mal zwischen 2 Drahtseile eingepfercht heran. Wenn die Schößlinge dann im Sommer zu lang werden und herabhängen werden die zwei Drahtseile zunächst nach Außen gezogen um den Reben die Rankfüße loszureißen und dann eins nach oben geclipt. Dann holt man von unten ein bislang ungenutztes Drahtseil auf und clipt es auch noch ein. Wenn man das einmal macht. Fein, zieht vielleicht bissel in den Handflächen wenn die Drahtseile zum ersten Mal bissel reinschneiden, beim 749ten Mal aber wird’s richtig unangenehm , es geht mordsmäßig auf die Schultern , in die Hände usw. Aber : es gibt ja den schreienden Sklaventreiber ,der mit einem fröhlichen „Gogopiiiiiplquick!!!“ alle Anstrengungen vergessen lässt. Am Abend fühlt man sich dann gerädert , am nächsten Morgen wäre man gerne Tod, aber da kams dann noch besser, denn was am Vortag noch auf Stunde bezahlt wurde kam Sonntags dann in Form einer sog. Contract-work. Man bekommt Reihen zugeteilt und wird mit wahnsinnig guten 10cent per Pfosten bezahlt. Ihr könnt euch ja mal ausrechenen wie viele Pfosten man in einer Stunde schaffen muss um Geld zu verdienen. Ach ja, hatte ich erwähnt, dass jeder Pfosten insgesamt 6 Clips hat und man auch immer noch alle raushängenden Äste reinstopfen muss? Nein? Kalkuliert das bitte mit ein. Wenn ihr jetzt gedacht hat: Was ein Scheißjob… Ja dann.. bitte jeder der gerne Wein trinkt einen Schritt nach vorne. Die Biertrinker gehen bitte mit den anderen zu den 4m hohen Hopfendolden zum pflücken. Alles ganz tolle Jobs. Alles noch nix gegen die Arbeit der letzten 48 Stunden. Da der Wein (mittlerweile in Form geliftet und per Maschine fein frisiert) noch zu viele Blätter vor den Trauben hängen hat müssen diese raus. Und zwar per Hand. Aber bitte nicht alle, sondern nur ca.90%. Ach ja: bezahlt wird nach Pflanze: 12,5 cent.Wir schaffen wenn wir richtig ranklotzen 250 Pflanzen in 1,5 Stunden; zu zweit! Von wegen Geld und so. Wenigstens lerne ich nun mal den Traubensaft zu schätzen und bitte mir und allen Leiharbeitern dieser Welt zu Liebe: Trinkt Wein nur noch wenn ihr ihn auch genießt! Es steckt viel Arbeit drin. Ich harre derweil der Dinge die noch kommen (Pruning, Planting,Harvesting, Selecting, Covering, etc.) Bis dahin mal: Chers Phil.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

muhahahahah
das ist die wohlverdiente rache mein lieber für die unzähligen "ich geh nach neuseeland und dann zeig ich denen mal wie man minderheiten unterdrückt" witze und all die ungelesenen seminartexte bei der kleinen neuseelandtante im culture studies kurs! gott sei dank hat neuseeland auch eine schattenseite, die ausbeutung armer backpacker! halt die ohren steif! liebe grüße julia